Träume als historische Zeugnisse?
Gemeinsames Lesen: Charlotte Beradt, Das Dritte Reich des Traums (1962)
"Ich fing also an, von der Diktatur diktierte Träume zu sammeln. Das war nicht ganz einfach, weil mancher sich ängstigte zu erzählen, was er sich hatte träumen lassen; […] Ich fragte Menschen meiner Umgebung nach ihren Träumen […] Schneiderin, Nachbar, Tante, Milchmann, Freund, fast immer ohne Preisgabe des Zweckes, denn ich wollte möglichst ungefärbte Antworten" (Charlotte Beradt, Das Dritte Reich des Traums, 1962, S. 10).
Die Autorin und Publizistin Charlotte Beradt trug zwischen den Jahren 1933 und 1939 Träume ihrer Mitmenschen zusammen und veröffentlichte ihre Sammlung 1962 in einem Buch, das dem kollektiven Unbewussten der Gesellschaft im nationalsozialistischen Regime nachspürt. Fynn Ribbecks in der Ausstellung präsentierter Animationsfilm AN EGGSHELL MIND (2023) ist von Beradts Traumsammlung inspiriert.
Bei dieser Veranstaltung laden wir dazu ein, gemeinsam Passagen aus dem Buch zu lesen und zu diskutieren, was Beradts Traumsammlung als Dokumentation bewirkt. Das Textmaterial wird bereitgestellt, wir bitten um eine Anmeldung bis zum 5. August.