01. Feb.–11. Mai 2025
Stefan Knauf – Forever Again
Welche Rolle spielen Menschen im globalen Ökosystem? Diese Frage ist der basale Impuls für die künstlerische Praxis von Stefan Knauf. Immer wieder findet er Anlässe, um die vertraute Dichotomie von Kultur und Natur in Frage zu stellen und über menschliche Eingriffe in komplexe Netzwerke nachzudenken.
Der Ausstellungstitel „Forever Again“ spricht die Pattsituation an, in der sich die Menschheit befindet. Mit dem Fokus auf Wachstum und Wohlstand werden natürliche Ressourcen kontinuierlich ausgebeutet. Da aber die klimatischen Konsequenzen inzwischen omnipräsent sind, wächst zugleich die Angst vor den Folgen und eine Sehnsucht nach intakter Natur. Die Reaktionen auf diese Paradoxie fallen ganz unterschiedlich aus. Während manche dafür plädieren, Landstriche vollständig sich selbst zu überlassen, versuchen andere weitgehend zerstörte Systeme wie die Moore wiederherzustellen, Natur künstlich nachzuahmen oder mit planetarem Geo-Engineering Wetterereignisse zu manipulieren.
In dieser Gemengelage setzt sich Stefan Knauf für eine Reflexionsphase ein, die auch unter dem Begriff „ecological grief“ diskutiert wird. Wie bei jeder existentiellen Verlusterfahrung ist Trauerarbeit Voraussetzung für eine neue Perspektive. Dass zahlreiche Pflanzen und Tieren unwiederbringlich ausgestorben sind und ihre Rolle in fein justierten Ökosystemen nicht mehr ausfüllen, ist eine schmerzhafte Wahrheit, die zunächst Einsehen und Akzeptanz erfordert. Um diesen Erkenntnisprozess geht es Stefan Knauf in seinen skulpturalen Rauminstallationen, die auf die Sinnesmodalitäten der Menschen abzielen. Er kreiert Landschaften aus Torf und feuerverzinkten Stahlskulpturen oder klimatisiert Ausstellungsdisplays, um eine emotionale Fixierung auf zerstörte Ökosysteme freizulegen. Die Werke laden dazu ein, Temperaturen und Stimmungen bewusst wahrzunehmen, Gefühlen und Erinnerungen zu folgen und die eigene Sehnsucht nach Bewahrung und Veränderung zu beobachten. Stefan Knauf schafft so Situationen, in denen Widersprüchliches Raum bekommt, emotionale Motive sichtbar und Gespräche möglich werden.
Stefan Knauf (* 1990 in München) hat sein Studium an der Universität der Künste Berlin 2017 abgeschlossen. In Gruppenausstellungen ist seine Kunst international vertreten, zuletzt etwa „Paradise“ (2024 New York), „Fruits of Labour“ (2024 Paris) oder „nachts wach“ (2024 Zürich).
Stefan Knauf wurde ausgezeichnet mit dem Hanke-Förster-Preis (2017) und dem Helmut-Thoma-Preis (2012). Zu seiner künstlerischen Praxis gehören Recherchen und Vorträge, Artistic Lectures, zuletzt an der Princeton School of Architecture (Princeton 2024) und an der UdK (Berlin 2022). Er lebt und arbeitet in Berlin.
Die Ausstellung wird unterstützt von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Landessparkasse zu Oldenburg.