Kunstpreis Delmenhorst 2025

Tomás Maglione, Vanessa Amoah Opoku, Fynn Ribbeck

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1 / 6

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Tomás Maglione, Vanessa Amoah Opoku und Fynn Ribbeck erhalten den Kunstpreis Delmenhorst, der im Jahr 2024 zur Förderung junger Gegenwartskunst gegründet wurde und nun erstmalig vergeben wird. Alle zwei Jahre wird dieser Preis von unabhängigen Fach­jurys an drei Künstler:innen verliehen, die mit ihren Abschluss­arbeiten an Kunst­hoch­schulen im deutsch­­sprachigen Raum auf sich aufmerksam gemacht haben. Sie be­kom­­men die Gelegen­heit, im Haus Coburg auszustellen, erhalten ein Preis­geld von jeweils 5.000 Euro und eine zwei­­sprachige Publi­kation. Die Preis­träger:innen 2025 arbeiten medien­­übergreifend, wobei sie eine intensive Auseinander­­setzung mit dem Medium Video verbindet.

Mit feinfühliger Aufmerksam­keit für seine Umgebung erkundet Tomás Maglione öffentliche Räume und Phänomene, die ihm im Alltag und in der Gesell­schaft begegnen. Auf diese Weise findet der Künstler zu verschiedenen, oft auch politisch bedeutsamen Themen. Sie reichen von der Architektur der Wolken­kratzer im Frankfurter Banken­viertel, über Bilder­welten in Sprach­lern­büchern bis hin zu außer­gewöhnlichen Hobbies. So nähert sich das Video When it burns from the inside (2023) einer Gemein­schaft von Planespottern an, die in ihrer Frei­zeit Flug­zeuge beobachten und foto­grafieren. Nach und nach legt der Künstler in seiner Arbeit nicht nur unterschied­liche Facetten der Tätig­keit selbst frei, sondern auch individuelle Sehn­süchte und damit verbundene sozio­politische Fragen.

Vanessa Amoah Opoku
thematisiert in ihren Werken migran­tische Erfahrungen und Vor­stellungen von Heimat und Zuge­hörig­keit. Sie entwirft virtuelle Welten, mit denen sie der eigenen Familien­geschichte nachspürt und gesellschaft­lich verdrängten Stimmen einen Raum gibt. Für ihre filmischen und foto­grafischen Arbeiten erfasst sie mit einer Smartphone-­App reale Orte und Umgebungen als 3D-Scans. Aus diesen baut sie im Anschluss virtuelle Räume, in denen sich Realitäten überlagern. Im Zentrum von Opokus Multimedia-Installation Bricks and Cement Don’t Make a House (mit Joy Weinberger, 2024) steht ein Haus ihrer Familie in Ghana. Ausgehend von Geschichten rund um den Bau beleuchtet die Arbeit, wie migrantische Familien­geschichten von Wünschen und Hoffnung, aber auch Scheitern und Schmerz geprägt sein können.

Fynn Ribbecks
Videoarbeiten und Skulpturen collagieren his­torisches Archiv­material: Bilder von Personen, Ereignissen oder Architektur. Oft spielt dabei ein Bezug zur deutschen Geschichte und der politischen Gegen­wart eine Rolle. Indem er es filmisch animiert, haucht der Künstler dem Material neues Leben ein und verwebt es zu traum­artigen, atmosphärischen Erzählungen. Bei der Video­arbeit An Eggshell Mind (2023) dient das Porträt eines anonymen Schul­mädchens aus den 1930er Jahren als Ausgangs­­punkt. Ribbeck bildet daraus eine Figur, die in einem totalitären System lebt. Angelehnt an die visuelle Sprache früher Stumm- und Propaganda­filme, taucht die Erzählung in die Gedanken und das Unter­bewusstsein der Protagonistin ein. Auf beklemmende Weise offenbart sich dabei das Potenzial totalitärer Macht, jeden Lebens­­bereich zu durchdringen.

Ermöglicht wird der Kunstpreis Delmenhorst maßgeblich durch den Allgemeinmediziner Calin Pirvu und die von der Heyde-Cordes-Stiftung, mit weiterer Unterstützung durch den Freundeskreis Haus Coburg e.V. und die Stadt Delmenhorst.

Zur Ausstellung erscheint eine dreiteilige Publikation mit Texten von Linnéa Bake (zu Fynn Ribbeck), Carina Bukuts (zu Tomás Maglione) und Ann Mbuti (zu Vanessa Amoah Opoku).

Der Preis wurde durch zwei Fachjurys vergeben.

Preisjury: Jennifer Chert (Galerie ChertLüdde, Berlin), Matilda Felix (Haus Coburg | Städtische Galerie Delmenhorst), Christoph Platz-Gallus (Kunstverein Hannover), Edit Molnár (Haus für Medien­kunst, Oldenburg) und András Siebold (Kampnagel, Hamburg).

Vorschlagsjury: Kathrin Bentele (Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf), Carina Bukuts und Liberty Adrien (Portikus, Frankfurt a.M.), Gürsoy Doğtaş (Kunsthistoriker und freier Kurator), Susanne Keichel (Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig) und Chus Martínez (Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, Basel).

Für den Kunstpreis Delmenhorst 2025 nominiert waren: Noa und Lara Castro Lema, Corç George Demir, Rashiyah Elanga, Yuchu Gao, Golnaz Hosseini, Ludwig Kuffer, Tomás Maglione, Vanessa Amoah Opoku, Clarita Maria Phiri-Beierdörffer, Chloe-Rose Purcell, Arisa Purkpong, Fynn Ribbeck, Robin Stretz, Leonardo Bürgi Tenorio und Florin Weber.

Unser besonderer Dank geht an die Förderer für ihr großzügiges Engagement. Allen nominierten Künstler:innen und den Fachjurys danken wir herzlich für ihre Teilnahme.