Stefan Knauf – Forever Again

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Welche Rolle spielen Menschen im globalen Ökosystem? Diese Frage ist der basale Impuls für die künstlerische Praxis von Stefan Knauf. Immer wieder findet er Anlässe, um die vertraute Dichotomie von Kultur und Natur in Frage zu stellen und über menschliche Ein­­­­griffe in komplexe Netzwerke nachzudenken.

Der Ausstellungstitel „Forever Again“ spricht die Patt­situation an, in der sich die Mensch­heit befindet. Mit dem Fokus auf Wachs­tum und Wohl­stand werden natürliche Ressourcen kontinuierlich aus­­­­gebeutet. Da aber die klima­tischen Kon­se­quenzen inzwischen om­ni­präsent sind, wächst zugleich die Angst vor den Folgen und eine Sehn­sucht nach intakter Natur. Die Reaktionen auf diese Para­doxie fallen ganz unterschiedlich aus. Während manche dafür plädieren, Land­striche voll­ständig sich selbst zu über­lassen, versuchen andere weit­gehend zerstörte Systeme wie die Moore wieder­herzu­stellen, Natur künstlich nach­zu­ahmen oder mit plane­tarem Geo-Engineering Wetter­ereignisse zu mani­pulieren.

In dieser Gemenge­lage setzt sich Stefan Knauf für eine Reflexions­­phase ein, die auch unter dem Begriff „ecological grief“ diskutiert wird. Wie bei jeder existentiellen Verlust­erfahrung ist Trauer­arbeit Voraus­setzung für eine neue Perspektive. Dass zahl­reiche Pflanzen und Tieren unwieder­bringlich aus­gestorben sind und ihre Rolle in fein justierten Öko­systemen nicht mehr aus­füllen, ist eine schmerz­­hafte Wahr­heit, die zunächst Ein­sehen und Akzeptanz erfordert. Um diesen Erkenntnis­prozess geht es Stefan Knauf in seinen skulpturalen Raum­installationen, die auf die Sinnes­modal­itäten der Menschen abzielen. Er kreiert Land­schaften aus Torf und feuer­ver­zinkten Stahl­skulpturen oder klimatisiert Ausstellungs­displays, um eine emotionale Fixierung auf zerstörte Öko­systeme frei­zulegen. Die Werke laden dazu ein, Temperaturen und Stimmungen bewusst wahr­zunehmen, Gefühlen und Erinnerungen zu folgen und die eigene Sehnsucht nach Bewahrung und Veränderung zu beobach­ten. Stefan Knauf schafft so Situationen, in denen Wider­sprüch­liches Raum bekommt, emotionale Motive sicht­bar und Gespräche möglich werden.

Stefan Knauf (* 1990 in München) hat sein Studium an der Universität der Künste Berlin 2017 abgeschlossen. In Gruppenaus­stellungen ist seine Kunst international vertreten, zuletzt etwa „Paradise“ (2024 New York), „Fruits of Labour“ (2024 Paris) oder „nachts wach“ (2024 Zürich).

Stefan Knauf wurde ausgezeichnet mit dem Hanke-Förster-Preis (2017) und dem Helmut-Thoma-Preis (2012). Zu seiner künstleri­schen Praxis gehören Recherchen und Vorträge, Artistic Lectures, zuletzt an der Princeton School of Architecture (Princeton 2024) und an der UdK (Berlin 2022). Er lebt und arbeitet in Berlin.

Die Ausstellung wird unterstützt von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Landessparkasse zu Oldenburg.